Vor genau 70 Jahren erfuhr der noch junge DDR-Staat das prägende Trauma seiner gesamten Existenz. Mehr als 1,5 Millionen Menschen signalisierten unmissverständlich durch ihren Protest auf der Straße, dass sie nicht bereit waren, den Sozialismus als alleingültige Gesellschaftsform anzuerkennen. Besonders erschütternd die Erkenntnis, dass die einfachen Arbeiter,
eigentlich die Hauptadressaten der SED, der Regierung das Vertrauen als erste entzogen. Die Delegitimierung des Staates hatte begonnen und konnte nur mithilfe sowjetischer Panzer abgewendet werden.
Lediglich die aberwitzigen Investitionen in eine Überwachungsmaschinerie, die Inhaftierung des gesamten Volkes in ein Freiluftgefängnis und die bedingungslose Bereitschaft, jede abweichende Meinung zu unterdrücken sowie das Leben offensichtlich unangepasster Menschen zu erschweren oder gar zu vernichten, konnten den zeitweisen Fortbestand der DDR sichern.
Insgesamt 55 belegte Todesopfer hatte der Volksaufstand von 1953 zur Folge. Schätzungsweise 15000 Menschen wurden von DDR-Gerichten abgeurteilt. An diese persönlichen Schicksale sollten wir heute gedenken, wenn wir den Wert der Freiheit bemessen.