Wie geht es eigentlich China? – ein Beitrag von Bettina Lohr

Anders, als bei der Belegschaft des Öffentlich Rechtlichen zeitweise angedeutet[1], leidet Chinas Wirtschaft stark unter der C-Pandemie: Mitte 2021 waren 25 chinesische Unternehmen mit Anleihen im Wert von etwa 10 Milliarden US-Dollar ausgefallen, was einen neuen Rekord darstellt. Aber warum ist das für uns als Europäer wichtig? Ist nicht die chinesische Regierung für das Funktionieren der eigenen Wirtschaft zuständig? Die werden doch sicher verhindern, dass es zu einem Zusammenbruch kommt und einfach einen Rettungsschirm bereitstellen, richtig?

Ursprünglich ja! 2019 konnte man sich als chinesischer Magnat noch darauf verlassen, dass die Kommunistische Partei Chinas (KPC), ähnlich mit den „Tencents“ und „Alibabas“ dieser Welt umzugehen wusste, wie die Europäische Zentralbank mit ihren Kindern. Nur war, pandemiebedingt, im vergangenen Jahr der Ansturm auf die öffentlichen Mittel so groß, dass die chinesische Regierung nicht überall mit Bailouts und Rettungsschirmen einspringen konnte[2], so gern sie es auch gewollt hätte. Große staatseigene Betriebe, wie die Tsinghua Unigroup, Huachen Automotive und Yongcheng Coal wurden in der Patsche zurückgelassen und ihnen gegenüber sogar klargestellt, dass „Schuldenbomben“ keinen Anspruch auf staatsgetragene Finanzierung hätten – ein Novum.

Angestoßen durch die Bekanntmachungen der chinesischen Regierung fingen nunmehr auch ausländische Investoren an ihr Vermögen in „sicherere“ Häfen umzuschichten – ein weiterer Einbruch der Einnahmen in die eigene Wirtschaft. Das wiederum führt über kurz oder lang zu einem großen Problem. Denn Chinas Wirtschaft ist in Friedenszeiten ziemlich autark. Kaum ein ausländisches Unternehmen kann im Land der Mitte nennenswerten Einfluss ausüben und im Falle Höherer Gewalt dabei helfen die wirtschaftlichen Konsequenzen auf mehrere Schultern zu verteilen. Die Reichweite und Vernetzung von Chinas Wirtschaftsriesen auf dem eigenen Markt ist mit dem Rückhalt der KPC in einer solchen Art und Weise gewachsen, dass sich deren Produktbandbreite über mehrere Sektoren erstreckt.

Das verleiht dem wirtschaftlich-politischen Konglomerat zwar eine starke Festigkeit gegenüber von äußeren Einflüssen (und Ansprüchen), verursacht aber im Falle von Ereignissen vom Ausmaß der jüngsten Pandemie Probleme der Kategorie „too big to fail“, da sich von den plötzlich ins Ungleichgewicht geratenen chinesischen Riesen Schockwellen durch das Wirtschaftsnetz brechen, die zwar aufgrund der wirtschaftlichen Privatsphäre Chinas wenig nach außen dringen, aber sich innerhalb wie in einer Echokammer aufschaukeln. Da verkürzt sich der Weg zur KPC und verstärken sich die Rufe nach Rettungsspritzen in Milliardenhöhe. Was bleibt einer chinesischen Regierung da anderes übrig, als Appeasement zu betreiben und Steuergeld zu verschenken?

Angesichts der aktuellen Lage hätte wohl auch der Ökonom und Sozialphilosoph Friedrich August von Hayek nur noch bedauernd mit dem Kopf schütteln können. Denn es bleibt dabei: Auf Zinsen und Raub aufgebauter Reichtum hat kein gutes Fundament. Und das wird sich früher oder später zeigen.

Bettina Lohr.